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Nachgefragt

Fabia Mortis und der Nachtgieger

Fabia Mortis

Die independent Autorin und Poetin Fabia Mortis stöbert gern in dunklen Nischen nach dem ultimativen Monster ihrer Kindheit - dem Nachtgieger.

 

Im Interview erfährt man, weshalb sie viel lieber heimische Singvögel beobachtet, anstatt durch fremde Gärten zu flanieren und welche fränkischen Spezialitäten sie in ihrer Wahlheimat München vermisst.

Über fremde Gärten

und heimische Singvögel

Warum bist Du Autorin geworden?
Diese Absicht hatte ich tatsächlich nie. Ich habe mich ohne allzu großes Nachdenken oder Vorkenntnisse ins Abenteuer Schreiben und Selfpublishing hineingestürzt. Inzwischen ist es mein Fixstern in einer unruhig gewordenen Zeit.

Was ist bezüglich der Buchcharaktere für Dich wesentlich? Und warum?
Für mich ist entscheidend, dass die Figuren so präsent sind, als wären es reale Personen, die ich sehen und fühlen kann. Sie müssen lebendig sein, zu mir sprechen. Andernfalls wäre es schwierig, über sie zu schreiben.

Wie viele Bücher hast Du bisher geschrieben?
Mit »Mogetissas Fluch« werden es sieben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich diese Zahl noch erhöhen wird.

Welches von Deinen Büchern ist Dein Favorit? Und weshalb?
Die Reihe um »Rosi und der Nachtgieger«. Darin stecken zwei Dinge, die mir sehr kostbar sind: Liebe Kindheitserinnerungen und mein mittelfränkisches Heimatstädtchen Weißenburg.

Was ist der Lieblingsort, an dem Du recherchiert hast?
Das ist ein überaus gruseliger Flecken in Weißenburg. Ein in Fels gehauenes Bastionsgewölbe unter der Festung Wülzburg. Von der Decke hängen Stalaktiten herab. In die Wände sind Nischen für die hier heimischen Fledermäuse als Winterquartier eingebracht. Die klaustrophobische Gefängniszelle nicht zu erwähnen. Ich war erst kürzlich im Hochsommer für eine Recherche zu »Mogetissas Fluch« dort unten. Es ist kalt, feucht und dunkel. Der absolut perfekte Schlafplatz für meinen fränkischen Lieblingsunhold – den Nachtgieger.

Entwickelst Du Deine Charaktere, während Du schreibst, oder kennst Du sie bereits, bevor Du mit dem Schreiben beginnst?
Sie entwickeln sich während der Schreibphase. Die Figur des Nachtgiegers einmal ausgenommen. Ihn kenne ich seit meiner Kindheit. Ich schreibe fast ausschließlich aus Traumsequenzen oder nur einer winzigen, anfänglichen Idee heraus.

Zu welcher Tageszeit schreibst Du am häufigsten?
Frühmorgens. So ab vier Uhr ist meine bevorzugte Zeit. Bei einer Tasse Kaffee mit Hafermilch und einem Löffel Schokoaufstrich.

Welches Deiner Hobbys wird Deiner Meinung nach die Leser überraschen?
Vielleicht über meine Vorliebe für heimische Singvögel und, dass ich seit einigen Jahren aktives Birding betreibe. Ich finde es sehr entspannend und beruhigend, die Eigenheiten sowie typischen Verhaltensweisen der unterschiedlichen Arten zu beobachten, sie zu fotografieren oder morgens einfach nur dem hübschen Gesang zu lauschen. Wenn man sich Zeit nimmt und genau hinsieht, erkennt man ihre individuellen Persönlichkeiten. Seit einigen Jahren unterstütze ich den LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Die Vögel sind inzwischen kein Hobby mehr, sondern ein echtes Herzensanliegen.

Wie würdest Du Erfolg als Autor definieren?
Wenn es ihm gelingt, den Leser mit wenigen Worten in seinen Bann zu ziehen und dasselbe empfinden zu lassen, wovon er beim Schreiben bewegt war. Wenn er ihn zu berühren, zu fesseln vermag.

Warum bist Du in den Social Media nicht präsent?
Weder mag ich sie noch sehe ich einen persönlichen Mehrwert darin. Social Media empfinde ich als schnelllebig, oberflächlich und distanzlos. Ich möchte fokussiert bleiben und keine Zeit in einer surrealen Blase verbringen. Inzwischen lehne ich das Konstrukt aus Überzeugung ab. Zumal ich meine Privatsphäre schätzen gelernt habe. Ein Punkt, der mir besonders daran missfällt, ist, dass man – sinnbildlich gesprochen – in einem fremden Garten sät, aus dem man jederzeit ausgesperrt werden kann. Von daher beschränke ich mich bewusst auf eine Website. Hier bin ich mein eigener Gärtner und genauso gut ansprechbar.


Welche Bücher liest Du gerade? Welche Autoren beeinflussen Deine Wahl?
Aktuell lese ich Sturmhöhe von Emily Brontë. Dazu warten auf meinem Nachttisch u.a. Marguerite Duras‘ Der Liebhaber und Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht von Margherita Costa. Natürlich habe ich literarische Lieblinge, wie z.B. Poe, Lovecraft oder Tolkien. Im Prinzip lese ich jedoch alles, was in irgendeiner Art und Weise interessant erscheint. Da bin ich auf kein bestimmtes Genre oder ausgewählte Autoren festgelegt, sondern offen.

Könntest Du Dir vorstellen, über einen Verlag zu veröffentlichen?
Nein. Ich werde weiterhin im Selfpublishing zu veröffentlichen – trotz aller Nachteile und finanzieller Risiken. Es ist mein eigener Garten, in dem ich mich selbst um jedes noch so winzige Pflänzchen kümmere – von der Wurzel bis zur Blüte. Ich schätze die Freiheit, Kreativität und Flexibilität, die darin liegen.

Tippst Du lieber am Computer oder schreibst Du mit einem Stift? Und warum?
Am Laptop. Ganz einfach deswegen, weil meine Handschrift so katastrophal ist, dass ich sie manchmal selbst nicht mehr entziffern kann.

​Was ist Dir persönlich wichtig?
Familie, die Menschen, die mir nahe sind, Gesundheit, meine mittelfränkische Heimat.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Als Exilfränkin würde ich mir wünschen, dass es in München mehr Bäckereien gäbe, die Bamberger Hörnla und Salzstangen im Sortiment führen.

 

Gibt es etwas, was Du in Deinem Leben bereust?

Ja. Ich bedauere es tatsächlich sehr, dass ich die Geschichte meiner Großmutter Lisbeth nicht zu ihren Lebzeiten aufgeschrieben habe. In letzter Zeit denke ich sehr oft an sie. Es sind Momente, in denen ich mir wünschte, noch einmal Weihnachten mit ihr verbringen zu können.


Dein Motto – in einem Satz?
Sei nicht perfekt –  versuche es gar nicht erst. Sei Du selbst.​

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