Der Seeweiher in Weißenburg: Ein aus der Zeit gelöster Herzensort.
Fotos: Fabia Mortis
»Rosi sah bezaubert auf den Wassergraben, einen gefluteten Bereich des südlichen Bollwerks. In Weißenburg war er als Seeweiher bekannt. Dessen dunkle Fläche spiegelte die sich zunehmend herbstlich verfärbenden Blätter der Bäume wider. Sie liebte diesen Ort über alles. Er war friedlich, ruhig. Völlig aus der Zeit gelöst. Alles schien genauso wie Jahrzehnte zuvor, während ihrer Kindheit. Rosi kehrte zuverlässig immer wieder hierhin zurück. Der Seeweiher war der Mittelpunkt, das sanftmütige Herzstück ihrer Heimat. Nirgendwo sonst fühlte sie sich so geborgen wie an diesem malerischen Flecken. Geerdet. Umgeben von verschwenderischem Grün, uraltem Mauerwerk und der ruhigen, dunklen Wasserfläche. Hier gab es auch allerhand Interessantes zu entdecken. Karpfen, die gemächlich im trüben Wasser gründelten, eine Schildkröte, welche das Köpfchen den allmählich abkühlenden Sonnenstrahlen entgegen reckte, quakende Stockenten, die Vorübergehende nach mitgebrachtem Brot beäugten. Nicht zu vergessen die zahlreichen Stadttauben, deren melodiöses Gurren für Rosi unauflöslich mit Weißenburg verwoben war.«