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AutorenbildNachtgieger & WUG

Nachtgieger


Der Nachtgieger auf dem Turm seines Unterschlupfs im Kalten Eck auf der Wülzburg

Illustration: Lisa Voigts, Graphic Arts Studio





Es wird noch einiges Wasser die Schwäbische Rezat* hinabfließen, bis Mogetissas Fluch, die Fortsetzung von Rosi und der Nachtgieger, in die Veröffentlichung gehen kann (vsl. Frühjahr/Sommer 2025). Gut Ding' mag schließlich Weile haben. Die Wartezeit bis dahin möchte ich mit gelegentlichen Blogs rund um mein Herzensprojekt überbrücken. Die Beiträge poste ich unter einem eigenen Profil Nachtgieger und WUG** in der Blogrubrik Mittelfranken. Der Auftakt gehört natürlich dem Nachtgieger, meinem absoluten Lieblingsmonster. Lisa Voigts, die ebenfalls aus Weißenburg stammt, zeichnet für die Buchillustration und den Coverentwurf verantwortlich. Dabei hat sie unsere Heimatstadt auf besondere Weise in Szene gesetzt.

 


Wissenswertes


Der Nachtgieger ist eine in Franken sehr bekannte Kinderschreckgestalt. Man sagt, er käme ab der zehnten Abendstunde aus seinem Unterschlupf hervor, um unartige Kinder, die um diese Zeit noch draußen unterwegs sind, zu jagen und zu fressen. Diese gruselige Gutenachtgeschichte wird traditionell von fränkischen Eltern als unorthodoxe Erziehungsmethode herangezogen, um den störrischen Nachwuchs nachdrücklich zur Schlafenszeit ins Bett zu befördern.

Über die äußerliche Gestalt des Nachtgiegers ist nicht allzu viel bekannt. Er weist vampirähnliche Eigenschaften auf, ist selbstverständlich schwarz gefärbt und kann fliegen. Angeblich ist es ihm verwehrt, in Menschenhäuser einzudringen. Im Haus sind die fränkischen Kinder demnach in Sicherheit. Der Nachtgieger wird in Franken auch als Synonym für einen Nachtschwärmer verwendet, also für jemanden, der die Nacht gern zum Tag macht. Zudem steht der Gieger im Fränkischen gemeinhin für ein recht profanes Geschöpf – namentlich einen Hahn.


 

Das Monster im Schrank


Meine liebe Oma Lisbeth konfrontierte mich im zarten Alter von sieben Jahren mit diesem unheimlichen Schreckenswesen, als ich mich weigerte, abends brav zu Bett zu gehen. Es folgten lange Monate, in denen ich mich vor dem Nachtgieger halb zu Tode ängstigte und nachts schlaflos im Bett lag. Irgendwann geriet er in Vergessenheit. Bis er sich Jahrzehnte später, im Sommer 2022, nachts aus meinem Kleiderschrank heraus auf sehr eindringliche Weise erneut in Erinnerung brachte. Ich hatte vor dem Zubettgehen einmal die übliche Vorsichtsmaßnahme (eine kleine Marotte meinerseits) versäumt, dessen Türen sorgfältig zu schließen. Seither hat der Nachtgieger sich wieder in meinem Leben eingenistet. Als wäre er nie fort gewesen. Was folgte, war eine nostalgisch-rasante Reise in die Vergangenheit. Wenige Monate später schon hielt ich das fertige Buch (Rosi und der Nachtgieger I) über meinen Plagegeist aus der Kindheit in Händen. Für mich hatte von Anfang außer Frage gestanden, dass darin meine mittelfränkische Heimatstadt Weißenburg als Schauplatz der Handlung verewigt sein würde. Wer mehr über das Wesen des Nachtgiegers erfahren möchte, findet die Zutaten auf dem Speiseplan des Bösewichts.





Bezug zu Mogetissas Fluch – Veröffentlichung Frühjahr/Sommer 2025


Auch in der Fortsetzung des Gruselmärchens Rosi und der Nachtgieger nimmt der schaurig-humorvolle Bösewicht wieder gebührenden Raum ein. Schattengleich heftet er sich an die Fersen der nunmehr erwachsenen Rosi. Die ist allerdings zu einer Skeptikerin geworden und weigert sich, an Übernatürliches zu glauben – bis sie im wahrsten Wortsinn zur Hölle fährt.

 


Textschnipsel aus Mogetissas Fluch


Ein zärtliches Schnurren

Der Nachtgieger schnurrte. Sofern man im Angesicht dieses ausgewachsenen und abgebrühten Höllendämonen überhaupt von einem Schnurren sprechen mochte. Das Geräusch, welches er aus den Tiefen seines runzeligen Kehlkopfes artikulierte, war vielmehr dazu angetan, den Sterblichen eiskalte Schauer der Angst über den Rücken zu senden. Doch galt es in seiner fremdartigen Welt als ein überaus zärtliches Geräusch. Während seiner archaischen Existenz hatte er bisher nur ein einziges Menschlein damit bedacht. Namentlich die entzückende Rosi, die heute zur Mittagszeit wieder über die Schwelle Weißenburgs und somit in seine Welt getreten war.

 



© Fabia Mortis





*Schwäbische Rezat

Südlicher Quellfluss der Rednitz in Mittelfranken, der u.a. durch den Landkreis Weißenburg–Gunzenhausen fließt; Namensursprung ist das keltische Radantia (Fluss).


**WUG

WUG ist das amtliche KFZ-Kennzeichen für den mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Bei den Einheimischen ist es auch als Abkürzung für Wilde und Ganoven in Gebrauch. :-)







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