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Nachtfalter

  • Autorenbild: Blackmortis
    Blackmortis
  • 15. Apr.
  • 1 Min. Lesezeit

Illustration: Magic Media & Canva | Blackmortis





Nachtfalter

kommen verloren

Wie Gedanken

aus dem Dunkel geboren,

Sie müssen dem Tag

aus dem Wege gehen

Und kommen zum Fenster

um hellzusehen.

Und in die Nachtstille

versunken,

Flattern sie zuckend

und trunken,

Sie haben nie Sonne,

nie Honig genossen,

Die Blumen alle

sind ihnen verschlossen.

Nur wo bei Lampen

die Sehnsucht wacht,

Verliebte sich grämen

in schlafloser Nacht

Da stürzen sie in das Licht,

sich zu wärmen,

Das Licht,

das Tränen bescheint

und Härmen:

Die Falter der Nacht,

die Sonne nie kennen,

Sie müssen an den Lampen

der Sehnsucht verbrennen.

 

Max Dauthendey

(* 25.07.1867,

† 29. 08.1918)

 

 

 


Nachtfalter ist ein sehr besonderes Gedicht, das mich durch viele Nächte begleitet hat. Betörend wie das Mondlicht fließen Sehnsucht und Melancholie aus jeder Zeile. Es ist so außergewöhnlich und wunderschön, dass es mich immer wieder aufs Neue berührt. Max Dauthendey war nicht nur ein Dichter, sondern auch Maler und Weltenbummler. Ein Franke. Gebürtig aus Würzburg, wo er seit 1930  begraben liegt. Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs starb er auf Java an Malaria. Er gehört zu den bedeutendsten Vetretern des Impressionismus in Deutschland.



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