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Schattendame

Verbrannte Erde

Schattendame

Die Geschichte von Maria und Jan geht weiter. Denn der Schwarze Fluch ist ungebrochen. Er hat den Tod und viele Jahrhunderte überdauert.

 

In den windumtosten Ruinen einer postapokalyptischen, verstrahlten Wüstenwelt verfolgt ein mysteriöser Rächer gnadenlos die Mörder seiner Schwester. Es sind gefährliche Bestien, Angehörige einer blutdürstigen Rasse, die in den nächtlichen Weiten Jagd auf die letzten Menschen machen.

 

In dieser untergehenden Ära inmitten einer zerstörten Zukunft sucht der rätselhafte Fremde nach der einzigen Frau, die es vermag, den mächtigen Fluch von ihm zu nehmen. Allerdings hat er in seinen dunkelsten Albträumen nicht damit gerechnet, wem er letztendlich gegenüberstehen würde.

 

Ob es noch den Hauch einer Chance für Marias und Jans unsterbliche Seelen auf Erlösung gibt?

Schattendame

Leseprobe

Schattendame

Sie wandelt in den Schatten

Still wie ein Nachtgespenst

Durch Unrat mit den Ratten

Von Finsternis umkränzt

Jan ist überglücklich. Nach Jahrhunderten der Suche hat er in einer verloren geglaubten Zukunft seine Maria endlich wieder gefunden. Sie erkennt ihn jedoch nicht mehr. Als er nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht erwacht, ist sie fort. Doch sie hat ihm eine fluchbehaftete Morgengabe auf dem Kopfkissen hinterlassen. Ob es vielleicht eine Warnung an Jan ist, ihr fern zu bleiben und Maria für immer zu vergessen?

 

Die nachfolgende Szene um den unheilvollen Adamantiumdolch war von mir ursprünglich nicht vorgesehen gewesen. Sie floss irgendwann völlig frei und intuitiv aus meiner Feder. Es war ein sehr seltener und intensiver Augenblick. Die dunkle Königin stand so lebendig vor meinen Augen, dass es mich spontan dazu bewog, diese ungeplante Passage in »Schattendame« zu belassen. Zum damaligen Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass daraus schließlich mein drittes Buch »Dark Queen« entstehen sollte.

Das Morgenlicht streifte warm über seine bloße Brust. Langsam glitt er aus dem Reich der Träume in die Realität zurück. Als die Erinnerung an die letzte Nacht einsetzte, war er schlagartig wach. Suchend und von leiser Panik erfüllt sah er sich um. Er lag allein und völlig nackt im Bett. Sie war fort. Nur ein delikater Dufthauch war von ihr geblieben.

 

Auf dem Kissen neben ihm lag ein fein ziselierter Dolch, der ganz offensichtlich gut geschärft und wohl gepflegt war. Er wog ihn abschätzend in der Hand. Es war ein teures und sehr elegantes Stück, meisterhaft gearbeitet. Ein leises Vibrieren ging von ihm aus, das sich intensivierte je länger er das Heft hielt. Ein fernes Echo aus den undurchdringlichen Nebeln der Zeit hallte in seinem Geist wider, bevor ihn völlig überraschend eine wahre Flut von Bildern überfiel. Der blutüberströmte Leichnam eines Edlen, der in der Dunkelheit in einem goldverzierten Bett lag. Die Kehle war ihm derart brutal durchtrennt worden, dass sein Kopf nur noch durch eine dünne Sehne mit dem Hals verbunden war. Eine stolze schwarzhaarige Schönheit, die selbstbewusst einen Thron bestieg und sich von neiderfüllten Blicken begleitet eine Adamantenkrone selbst auf das Haupt setzte. Ein gutaussehender Krieger, der an ihrer Seite stand und zu ihr aufblickte. Finstere Sturmwolken, die über einen schmucklosen Grabhügel zogen, der keine Inschrift trug. Instinktiv spürte er, dass es die letzte Ruhestätte der dunklen Königin war. Auch sie war gewaltsam durch den Dolch zu Tode gekommen. Durch die Hand des verräterischen Ritters, der neben ihrem Thron gestanden hatte.

 

Unwillkürlich ließ er ihn fallen. Er erschauerte. Denn er hatte soeben die pure Essenz des Bösen berührt. Der Dolch war nicht nur eine erlesene Kostbarkeit von unvorstellbar hohem Wert, sondern er war zudem mit königlichem Blut besudelt. Er trug eine längst vergessene unselige Geschichte in sich. Und Maria hatte ihm dieses verfluchte Ding auf das Kopfkissen gelegt! Wenn sie gewollt hätte, wäre er jetzt mausetot. Sie hätte ihm im Schlaf ungehindert die ungeschützte Halsschlagader aufschlitzen und ihn danach wie ein erlegtes Wild ausweiden können. Die Botschaft war klar und deutlich. Dennoch hatte sie es nicht getan.

 

Er dachte an die vergangene Nacht, schloss die Augen und lehnte sich in die Kissen zurück. Sie war wie ein fiebriger Traum gewesen. Voller Leidenschaft hatten sie sich wieder und wieder geliebt, bis sie erschöpft in den Armen des anderen eingeschlafen waren. Zwischen ihnen waren keine Worte gefallen. Sie wären ohnehin überflüssig gewesen, denn ihre innig verbundenen Leiber waren Frage und Antwort genug. Er war überglücklich gewesen, sie endlich gefunden zu haben und noch einmal in den Armen halten zu dürfen. Obwohl ihm nahezu auf Anhieb bewusst wurde, zu welcher Art Geschöpf sie geworden war. Es war jedoch zweifellos Maria. Seine Maria, die er für immer in den Tiefen der Zeitläufte verloren geglaubt hatte.

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