Mogetissas Fluch
Rosi und der Nachtgieger II
Der Nachtgieger hat sich erneut aus seiner düsteren Gruft im Kalten Eck erhoben. Vier Jahrzehnte nach den Ereignissen in ihrer Kindheit möchte Rosi einen entspannten Urlaub in Weißenburg verbringen. Stattdessen bekommt sie es unversehens mit einem uralten Blutfluch zu tun.
Die fränkische Schreckgestalt dicht auf den Fersen, sucht sie nach einem verschollenen antiken Schwert. Bei einer turbulenten Schnitzeljagd in die Vergangenheit begegnet Rosi dem berüchtigten Mordbeil von der Wülzburg und erfährt, was es mit der weißen Gestalt am Römerbrunnen auf sich hat. Doch zuvor muss sie an Samhain buchstäblich zur Hölle fahren.
»Mogetissas Fluch« verknüpft auf überraschende Weise zwei düstere lokale Legenden aus Fabia Mortis‘ mittelfränkischer Heimatstadt Weißenburg.
Ob schaurige Gutenachtgeschichten manchmal wahr werden können?

Hausverbot
in der Hölle
Luzi Ränkeschmied

»Mogetissas Fluch« bewegt sich über mehrere Zeitlinien hinweg von den römischen Wurzeln Weißenburgs (damals noch Castrum Biriciana) bis in die Gegenwart. Jedermann in Weißenburg kennt die Geschichte von der weißen Gestalt am Römerbrunnen. Seit ich bei der Recherche zu »Rosi und der Nachtgieger: Eine Gruselmär aus Mittelfranken« (Band 1) durch einen glücklichen Zufall über die Legende um das Mordbeil auf der Wülzburg gestolpert bin, ist mir die schaurige Mär nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Während des Schreibprozesses von »Mogetissas Fluch« verknüpften sich beide Geschichten über all die Jahrhunderte hinweg auf überaus harmonische Weise miteinander, als würden sie selbstverständlich zusammen gehören. Eine besondere Herausforderung und auch ein ausgesprochenes Vergnügen hat es mir dabei bereitet, der Hölle und Luzifer ein Maximum an Leben einzuhauchen. Soviel sei vorab verraten: Sowohl der Nachtgieger als auch Rosi haben seitdem Höllenverbot auf Lebenszeit – vermutlich auch noch darüber hinaus. Luzi sei Dank!
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Meine wunderbare Reise mit Rosi und ihrem Nachtgieger hat achtzehn spannende Monate gedauert. Sie haben mich Tag und Nacht begleitet. Es ist ein seltsames Gefühl, beide nun loszulassen. Doch ein Buch ist schließlich dazu da, veröffentlicht und gelesen zu werden. Daher wünsche ich dem Albtraum meiner Kindheit allzeit einen guten Flug. Von seiner schaurigen Behausung im Kalten Eck auf der Wülzburg, ins Tal hinab nach Weißenburg und über den gesamten Landkreis hinweg. Es ist seit jeher sein angestammtes Revier. Sein Königreich. Von Beginn der Zeit an. Jedermann in Weißenburg kennt den Nachtgieger – allerdings ist erstaunlich wenig über ihn bekannt. Und in jeder Geschichte steckt ein Körnchen Wahrheit. Man muss es nur zu finden wissen.
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Fabia Mortis
Letzte Ausfahrt
- Hölle -
»Nein. Ich geh’ da keinesfalls runter. Damit das klar ist. Zumindest jetzt noch nicht. Wenn ich tot bin – vielleicht. Und überhaupt: Wie soll das denn funktionieren?«
Der Nachtgieger grinste angesichts dieser Worte auf äußerst heimtückische Weise. Er wusste also ganz genau, wie sie dorthin gelangen würde. War das von Beginn an sein Plan gewesen? Sie an der Nase herumzuführen, sie derart in die Verzweiflung zu treiben, damit sie am Ende freiwillig in die Hölle hinab fuhr? Rosi überkam die ungute Vorahnung, dass sie es dennoch tun würde – für Matrulla. Und zwar früher als ihr lieb war. Sie war indes noch nicht bereit, klein beizugeben. Widerborstig spielte sie ihm den Ball zurück.
»Weshalb gehst du nicht selbst? Wo du doch scheinbar ganz genau weißt, wie man dorthin kommt? Für dich wäre es ein Leichtes. In der Hölle solltest du immerhin Heimvorteil haben.«
Er parierte ihre Stichelei gekonnt.
Rosi ließ erschöpft die Schultern fallen. Sie fühlte die Vorboten einer Migräne der Extraklasse heraufziehen, angesichts der Eindrücke, die ihr der Nachtgieger mental kommunizierte.
»Du kannst nicht nach unten, weil Luzi – habe ich das richtig verstanden? – dich
sonst nie wieder aus den Fängen lässt und auf ewig dort behält? Ernsthaft? Du hast es dir sogar mit dem Teufel verdorben?«
Eine penetrante Wolke seiner giftigen Gedanken hüllte Rosi daraufhin ein.
