In Memoriam
Willy Schlappohr
2014 bis 2025

Ich wär’ so gern
ein Hund
eine Schlappohrgeschichte
Mein Name ist Willy. Willy Schlappohr. Ich lebe in einem beschaulichen Städtchen. In Weißenburg. Das ist im schönen Mittelfranken. Meine Herkunft liegt im Dunkeln. Sie ist geheimnisvoll. Ich war ein winziger Welpe, als ich mit einem Tiertransport aus Osteuropa nach Franken gekommen bin. Zusammen mit meiner Schwester. Die war auch noch ganz klein. Irgendwie sind wir dann im Nürnberger Tierheim gelandet.
Eines Tages standen zwei Menschen vor meinem Käfig. Eine Frau und ein Mann. Sie waren schon älter. Aber sie haben so gut gerochen. Nach Hund. Da wusste ich: Ich wollte mit. Unbedingt! Natürlich habe ich mich ordentlich ins Zeug gelegt, damit die beiden auch kapieren, dass sie mich einfach mitnehmen müssen. Aber das war kein Problem. Denn ich bin – ohne angeben zu wollen – schon ziemlich niedlich. Ich bin ein French Bulldogg. Schwarz, mit einer hübschen, weißen Blesse auf der Brust. Und neckisch wippenden Schlappohren. Irgendwie wollten sich die nie völlig aufrichten. Meine Schwester hat jedenfalls ordentliche Fledermausohren, wie es sich für unsere Art gehört. Dafür bin ich besonders. Ich habe ja schließlich Schlappohren.
Die Frau und der Mann haben mich natürlich mitgenommen. Weil ich obendrein sehr treuherzig gucken kann, wenn die Situation es erfordert. Dagegen hatten die beiden keine Chance. Strike!
Jetzt lebe ich in ihrem Haus. Mit Garten. Und ich habe einen weißen Bulldoggen-Kumpel. Mit korrekten Fledermausohren. Felix. Der war schon vor mir da. Er ist viel älter als ich und ziemlich knurrig. Er rückt das Spielzeug nicht heraus. Sonst ist er eigentlich ganz in Ordnung. Ein echt dufter Typ. Er stammt auch aus Osteuropa. Und er war im selben Tierheim wie ich. Das hat er mir erzählt.
Ich habe voll das krass-schöne Leben. Frauchen und Herrchen verwöhnen mich nach Strich und Faden. Und soll ich Euch etwas verraten? Ich schaue nicht nur so aus, als würde ich ständig irgendeinen Unfug aushecken. So wie die Tochter des Hauses es ganz richtig vermutet. Sondern es ist tatsächlich so. Ich habe nur Unsinn in meinem Bulldoggenschädel.
Die Tochter riecht übrigens ganz toll. Sie ist leider nicht oft genug zu Besuch bei Frauchen und Herrchen. Aber sie verwendet echt teure Cremes, die ich ihr gerne von Händen und Füßen schlecke. Sie quietscht dann immer so schön. Deswegen mache ich das so oft wie möglich. Es scheint ihr ja schließlich zu gefallen. Sie will es! Ganz eindeutig.
Neulich hat sie ein hübsches dunkelblaues Kleid und dazu schwarze Seidenstrümpfe getragen. Sie hat wieder sehr nett gequietscht, als ich an ihr hochgesprungen bin und mit meinen scharfen Krallen getestet habe, ob die Strümpfe auch ihr Geld wert waren. Die sahen richtig teuer aus. Dann ist sie doch tatsächlich vor mir abgehauen. Ich bin natürlich sofort hinterher, denn es war eindeutig das Signal zum Spielen.
Ich mag sie. Sie quietscht wirklich superschön. Und vor allem so laut. Davon können einem Hund schon die Ohren klingen. Aber ich habe ja glücklicherweise Schlappohren. So a bisserl Weibergeschrei halte ich locker aus. Außerdem bekomme ich am Esstisch immer die abgezogene Haut von ihrer Stadtwurst. Scheinbar mag sie es nicht, wenn ich ihre Finger halb mit auffresse. Deswegen wirft sie diesen Leckerbissen für mich in die Luft. Ich schnappe ihn mir im Sprung. Das haben wir lange geübt und beide unseren Spaß daran. Sie quietscht dann ausnahmsweise nicht, sondern lacht stattdessen. Oft steckt sie mir heimlich Gummibärchen aus Frauchens Plastikdose zu. Die steht dummerweise für mich unerreichbar auf der Anrichte in der Küche.
Schade, dass die Tochter nicht viel öfter zu Besuch kommt!
Ich gehe gerne Gassi und mag es, andere Hunde zu treffen. Das Leben ist echt schön. Wenn Felix mies drauf ist, dann springe ich ihm ganz gerne auf den Rücken und tue so als ob … Ihr wisst schon. Das kann er gar nicht leiden. Sonst kommen wir aber recht gut miteinander aus.
Ich bin übrigens nicht kastriert. Es macht richtig Spaß, mir zwischendurch über die Eier zu lecken. Und dabei zu grunzen. Schweinchenmäßig. Das ist so befreiend. Solltet Ihr unbedingt auch einmal probieren. Lasst doch einfach zwischendurch Euren inneren Hund frei!
Natürlich schlafe ich in Frauchens und Herrchens Bett. Mittendrin. Wo denn auch sonst? Etwa im Körbchen? Ihr lauft wohl nicht ganz rund, oder?
Frauchen sagt immer, sie weiß nicht, wer lauter schnarcht. Ich oder Herrchen. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Aber es klingt bestimmt sehr harmonisch.
So Leute, ich muss dann wieder los. Richtung Küche. Frauchen kocht. Es riecht nach Fleischküchle. Mmh, dieser verführerische Bratenduft. Einfach unwiderstehlich. Es ist Zeit, die Schlappohrkarte auszuspielen.
Ihr wisst schon …
Fabia Mortis
Geschrieben irgendwann im Jahr 2019
RIP
treuer und charmanter Begleiter

Mögest ewig Du auf Wolken ruhn
Aus Würstchen und Kartoffelbrei
Dass der Herrgott an sein Herz Dich tu
Ihm ein treuer Kamerad zu sein
Lass zärtlich Dich aufs Schlappohr küssen
An Deinem allerletzten Tag auf Erden
Dich liebe Seele immerdar vermissend
Bis ich einst wie Du zu Asche werde.

